Torsten Strube

 

Die Abenteuer von Schnipp und Schnapp:
Gute-Nacht-Geschichten von zwei kleinen Fröschen auf ihrem See

 

Gute-Nacht-Geschichten für Kinder zwischen drei und acht Jahren. Schnipp und Schnapp sind zwei kleine Frösche, aber auch zwei Freunde, die an einem See auf einer Seerose leben. Von ihrer Seerose aus erleben sie vielfältige Abenteuer mit anderen See-Bewohnern, wie Bibern, den Enten und Gänsen, Fischen, Wasserkäfern und vielen anderen. Dreizehn reizende Gute-Nacht-Geschichten bringen Kindern die Themen Freundschaft, Helfen, Mut und soziales Zusammenleben näher. Ganz nebenbei wird noch viel Wissen über das Leben in und an einem See vermittelt.
Hier kann man das Buch kaufen. Als Taschenbuch, Hardcover und i-book.

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1. Schnipp und Schnapp und der Bagger am See
Auf dem kleinen See am Rande des Waldes wohnen Schnipp und Schnapp. Schnipp und Schnapp sind zwei kleine, grüne Wasserfrösche. Schnipp ist der Jüngere von Beiden und hat viele Flausen im Kopf. Schnapp ist vernünftiger, trägt einen großen Schlapphut. Wegen der Sonne sagt er.  Er ist oft sehr ernst, wenn Schnipp mal wieder über die Stränge schlägt.
Die Beiden leben mitten auf dem See. Auf einer Seerose, die nennen sie T-Rose. Weil Schnipp als kleiner Frosch kein Sss sprechen konnte und immer T-Rose zur Seerose sagte. Dabei ist es einfach geblieben.
Ihr Zuhause ist ein gemütliches, reetgedecktes Häuschen mit einem roten Schornstein und einer kleinen braunen Bank davor. Hier wärmen sich Schnipp und Schnapp gerne in der Sonne auf, schauen über den See und warten darauf, dass etwas Spannendes passiert. Aber wehe, wenn sich den Beiden eine Fliege nähert.
Wie alle kleinen, grünen Wasserfrösche fangen die Beiden mit großer Begeisterung Fliegen, denn sie haben immer mächtigen Hunger und Fliegen sind ihre Lieblingsspeise. Jeder von ihnen hat seine spezielle Art, die Fliegen zu fangen. Während Schnipp die dicken Brummer mit dem Mittelfinger aus der Luft schnippt und ….. bssssss … seine lange Froschzunge durch die Luft schnellt, um die Brummer damit einzufangen und in sein Froschmaul zu ziehen, schnappt Schnapp die leckeren Fliegen mit seinem großen Froschmaul gleich aus der Luft.
Heute gab es schon gleich zum Frühstück ein paar Fliegen.
Die ersten Sonnenstrahlen hatten Schnipp und Schnapp aufgeweckt. Schnapp blinzelte ins Tageslicht und siehe da, an der hellen Wand über den Betten krabbelte eine fette Fliege. Schnapp ließ sich nicht lange bitten und „schnapp“ war die Fliege auch schon weg. Weil Schnipp natürlich auch frühstücken wollte, gingen die beiden vor das Haus und ließen sich auf der braunen Bank in der Sonne nieder, in der Hoffnung, dass auch hier bald eine Fliege vorbeikommen würde. Er hatte Glück. Er schnippte mit dem Finger und die Fliege war in seinem Mäulchen verschwunden.
Und da passierte es. Auf einmal dröhnte vom Ufer des Sees ein ohrenbetäubender Lärm herüber und mit der morgendlichen Ruhe war es vorbei. Was mochte das wohl sein? Schnipp und Schnapp reckten die Hälse ganz lang und versuchten, etwas zu sehen. Das Klirren und Brummen kam aus dem Wald an der anderen Seite des Sees her, weit hinter dem Schilf. Aber sehen konnten Schnipp und Schnapp nichts, sie hörten nur die lauten Geräusche.
Wie alle kleinen Frösche sind Schnipp und Schnapp ganz furchtbar neugierig. Deswegen wollten sie unbedingt wissen, was dort hinten vor sich ging. Und so beschlossen sie, ihre sichere Seerose zu verlassen und zum Ufer des Sees zu schwimmen, dorthin, wo der Krach herkam.
Brrrrrrrr, …. das Wasser war heute Morgen sogar für kleine Wasserfrösche empfindlich kalt. Deshalb schwammen sie, so schnell sie konnten, zum Schilf am Ufer hinüber.  Im Schilf konnten sie sich nämlich gut verstecken, aber alles sehen. Als sie ankamen, waren sie gehörig außer Atem und mussten erst einmal verschnaufen. Immerhin hatten sie Glück, dass der Storch Adebar heute morgen noch nicht unterwegs war und ihren Weg gekreuzt hatte. Adebar verspeist nämlich mit Hochgenuss kleine Wasserfrösche zum Frühstück und auch sonst zu jeder Mahlzeit. Da müssen beide ganz vorsichtig sein.
Das Scheppern und Donnern war vom Schilf aus noch viel, viel lauter zu hören. Schnipp und Schnapp bogen ganz vorsichtig die Schilfhalme auseinander. Nun konnten sie helle Lichter von Lampen zwischen dem Wald und dem Schilf sehen. Es roch nach feuchter Erde. Am Ufer grub ein großer, roter Bagger ein Loch in die Erde. Der Bagger machte laute Motorengeräusche und wenn er vor- oder zurückfuhr, rasselten die Ketten. Nun wussten Schnipp und Schnapp, woher die Geräusche kamen. Ganz gebannt schauten sie zu, wie die große Baggerschaufel sich immer wieder tief in die Erde bohrte und mit sehr viel Sand und dunkler Erde herauskam. Der rote Bagger kippte den Sand und die Erde von der Schaufel obendrauf auf einen großen Berg Sand, der schon neben dem Loch lag. Als das Loch groß genug war, schaufelte der Bagger noch einen langen Graben. Nach und nach wurde der Berg aus Sand und Erde so hoch, dass der Bagger einen zweiten Haufen daneben aufschütten musste.
In der Glaskanzel hoch oben auf dem Bagger saß der Baggerfahrer. Schnipp und Schnapp sahen, wie er an vielen schwarzen Hebeln zog, an kurzen und an langen Hebeln. Wenn er an einem Hebel zog, bewegte sich die Schaufel hoch und ‚runter, oder der Bagger drehte sich nach rechts oder nach links. Um den Bagger herum halfen viele Männer mit gelben Helmen auf dem Kopf und Schaufeln in den Händen den Sand gut zu verteilen.
Schnipp und Schnapp saßen gut verborgen im Schilf und guckten den Männern bei der Arbeit zu. Da gab es so viel zu sehen, dass die beiden die Zeit ganz vergaßen. Auf einmal wurde es vollkommen still. Der Bagger hatte aufgehört zu baggern. Der Baggerführer kletterte aus seinem Führerhäuschen und die Arbeiter legten ihre Schaufeln nieder und gingen nach Hause.
Das war die Chance, sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Schnipp und Schnapp wagten sich ganz vorsichtig an den Bagger heran. Sie staunten über die riesigen Ketten, die so hoch waren, fast so hoch wie ein kleines Menschenhaus. Schnipp, wie immer frech und vorneweg, sprang auf die Ketten und dann ins Führerhaus, direkt auf den Fahrersitz. Hier fühlte er sich wie ein König, wie der Froschkönig, so hoch über der Erde. Schnipp konnte von dort oben über den ganzen See blicken. Das musste auch Schnapp unbedingt sehen.
„Komm auch ‚rauf“, rief er seinem Freund Schnapp zu, der noch am Boden zögerte, dann aber über die Ketten nach oben hüpfte. Nun saß auch Schnapp im Führerhaus und staunte nicht schlecht über die Aussicht. Schnipp und Schnapp spielten jetzt Baggerfahrer, aber nur so zum Spaß, weil der Zündschlüssel ja nicht mehr im Schloss steckte. Den hatte der Baggerführer nach
Arbeitsschluss mit nach Hause genommen. Aber sie spielten, wie auch sie ein Loch
baggerten und einen noch viel größeren Haufen Erde aufschütteten als den, der schon da war. Das machte mächtig Spaß, vor allem, wenn Schnapp mit tiefer Stimme den Motor des Baggers nachahmte und beide ganz fest an den vielen Hebeln zogen.
Als sie keine Lust mehr hatten, Baggerführer zu spielen, sprangen Schnipp und Schnapp vom Bagger aus auf den großen Haufen aus Erde und Sand. Vom Wald her waren einige große Blätter von den Bäumen herüber geweht.
„Die könnten wir ganz prächtig als Rutschunterlage benutzen,“ meinte Schnipp, der immer die besten Ideen hatte.
Gesagt, getan. Beide setzten sich auf ein Blatt und rutschten den Sandberg hinunter. Schnapp musste seinen Hut gut festhalten, sonst wäre er weggeflogen. So eine wunderbare Rutsche hatten Schnipp und Schnapp noch nie gehabt.
Es war ein anstrengender Tag und so langsam wurden die kleinen Frösche müde. Außerdem wurde es schon dunkel. Eilig machten sich Schnipp und Schnapp auf den Heimweg und freuten sich beide schon auf ihre Tasse grünen Tee, die sie immer vor dem Schlafengehen tranken.
Als es ganz dunkel geworden war, lagen beide in ihren kleinen Froschbettchen und redeten darüber, am nächsten Morgen weiterzuspielen. Vielleicht würden sie Erich treffen, den Enterich. Mit dem konnten sie herrlich um die Wette schwimmen. Vielleicht konnten sie auch noch mal zu der wunderbaren Rutsche gehen. Aber sie redeten nicht mehr lange. Sie kuschelten sich unter ihre Decken, die Augen fielen ihnen zu und sie träumten noch lange vom Bagger am Ufer des Sees.


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